Zur Geschichte des Exarchats
Eckdaten
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1927 |
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1940 |
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1945, 22. Juni |
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1945, Oktober |
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1946 |
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1946–1989 |
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1949 |
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1958 |
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1959, 17. April |
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1959, 7. Juli |
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1983 |
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2000 |
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2001, 3. Februar |
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2006 |
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2021, 18. Februar |
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2021, 18. April |
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Hintergrund der ukrainischen Emigration nach Deutschland

Die organisierte Seelsorge für ukrainische Katholikinnen und Katholiken des byzantinischen Ritus in Deutschland begann Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals lebten schätzungsweise rund 50.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland – hauptsächlich Geflüchtete aus Galizien, die aufgrund der diskriminierenden Nationalpolitik der neugegründeten Zweiten Polnischen Republik ihre Heimat verließen. Auch Studenten und Saisonarbeiter gehörten zur ukrainischen Gemeinschaft. Sie siedelten sich vor allem in Schlesien, Bremen, Hamburg und dem Rheinland an und beherrschten oft das Deutsche, da Galizien über ein Jahrhundert lang Teil der Habsburger Monarchie war.
Die brutale Kollektivierung unter Josef Stalin führte in den Jahren 1930 bis 1933 zu einer Hungersnot, der etwa sieben Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer zum Opfer fielen. Einige konnten fliehen – darunter viele Theologiestudenten, die in das von Michael Kardinal von Faulhaber gegründete Kolleg St. Andreas in München kamen (u.a. Isidor Borezkyj, der spätere Bischof von Toronto).
Während des Zweiten Weltkriegs wuchs die ukrainische Bevölkerung in Deutschland auf etwa zwei Millionen Menschen an, hauptsächlich aufgrund der Flucht vieler Menschen vor dem sowjetischen Regime. 1945 lebten allein in Berlin etwa 5.000 Ukrainerinnen und Ukrainer.
Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wurden nach dem Krieg unter dem Vorwand der „Repatriierung“ zur Rückkehr gezwungen. Dort wurden sie jedoch häufig verhaftet, wegen „Kollaboration“ verurteilt und zur Zwangsarbeit oder gar zum Tode verurteilt. Viele entschieden sich daher zur Auswanderung nach Nord- und Südamerika oder Australien. Etwa 60.000 Ukrainerinnen und Ukrainer blieben in Deutschland – sie wurden der Grundstein für die heutige pastorale Struktur.
Während der Sowjetzeit (1946–1989) war die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) verboten. Viele Bischöfe und Priester verloren in Lagern ihr Leben. Auch Patriarch Josyf Slipyj wurde 18 Jahre lang inhaftiert und durfte später zum Zweiten Vatikanischen Konzil nach Rom ausreisen, wo er blieb und zum Kardinal ernannt wurde. Von dort aus leitete er die UGKK im Untergrund. Die Diaspora spielte insgesamt eine wichtige Rolle beim Erhalt der UGKK: Sie unterstützte die UGKK durch Publikationen, Radio, Gebet und politische Lobbyarbeit. Nach dem Zerfall der Sowjetunion blieb das Exarchat ein aktiver Teil der wiedererstarkten Kirche.
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seit 2014, insbesondere aber seit 2022, ist die Zahl der in diesen Ländern lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer durch eine neue Emigrationswelle stark angestiegen. Viele dieser Menschen suchen Schutz und Anschluss an die ukrainische Gemeinschaft im Ausland. Daher bleibt bis heute die Aufgabe des Apostolischen Exarchat aktuell, den in Deutschland und Skandinavien lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern zu dienen und sie seelsorglich zu begleiten.