„Wenn meine Bitten erhört werden, wird Frieden einkehren“
24. September 2025
Aufruf des Apostolischen Exarchen für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien zu intensivem Gebet für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine und für die Bekehrung Russlands

An die hochwürdigen, ehrwürdigen und verehrten Patres und Diakone,
die ehrwürdigen Ordensschwestern,
die in Christus geliebten Laien des Apostolischen Exarchats
die ehrwürdigen Ordensschwestern,
die in Christus geliebten Laien des Apostolischen Exarchats
Friede sei mit euch im Herrn!
Seit elf Jahren dauert die bewaffnete russische Aggression gegen unser Volk und den ukrainischen Staat an. Am 24. Februar 2022 zeigte der Aggressor sein ganzes zerstörerisches und teuflisches Wesen, indem er eine groß angelegte Invasion unseres Landes begann und damit den größten militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg auslöste. Wieder einmal gab es in unserem Land „Berge von Leichen und Flüsse von Blut“ – ähnlich wie im letzten Jahrhundert, wovon der Bekenner des Glaubens, Patriarch Josyf, nach seiner Befreiung aus den sowjetischen Konzentrationslagern im Jahr 1963 vor den Vätern des Zweiten Vatikanischen Konzils und vor der ganzen Welt Zeugnis ablegte.
Trotz des heldenhaften Widerstands des ukrainischen Volkes und der beispiellosen Unterstützung der Ukraine durch die internationale Gemeinschaft ist es leider bisher nicht gelungen, den Krieg zu beenden und den Aggressor dazu zu zwingen, seine mörderischen Pläne aufzugeben. Unter diesen Umständen wird immer deutlicher, dass die Überwindung des Bösen nicht ausschließlich auf militärischer, wirtschaftlicher oder politischer Ebene erfolgen kann. Mit Waffen, Sanktionen oder politischen Erklärungen lassen sich zwar aggressive Handlungen stoppen und ein vorübergehender Waffenstillstand erreichen. Jedoch reichen diese Mittel nicht aus, um die Ursachen des Krieges zu überwinden, die im spirituellen Bereich liegen. Der Erlöser selbst hat uns davor gewarnt, als er auf das durch die Sünde verdorbene menschliche Herz als Ursprung allen Übels in der Welt hinwies: „Denn aus dem Inneren, aus dem Herzen des Menschen, kommen böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Arglist, Betrug, Schamlosigkeit, neidischer Blick, Verleumdung, Überheblichkeit, Torheit. All diese Übel kommen von innen und verunreinigen den Menschen.“ (Mk 7,20–23).
Ohne die Überwindung der spirituellen Ursachen der russischen Aggression werden daher weder die Ukraine noch Europa noch die Welt auf lange Sicht Frieden, Harmonie und Sicherheit erfahren. Bezeichnenderweise begründet das russische Regime seinen Angriffskrieg nicht nur mit erfundenen geopolitischen Gründen oder künstlich inszenierten Provokationen, sondern versucht auch, ihn mit aus der menschenverachtenden Ideologie der „russischen Welt“ stammenden pseudoreligiösen Thesen zu rechtfertigen, die der Kreml der religiösen Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche verdankt.
Das Böse, das vom heutigen Russland in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet wird, begann seine mörderische Kraft besonders zu Beginn des letzten Jahrhunderts zu entfalten, als sich das russische Volk einem gottlosen kommunistischen Regime unterwarf. Seitdem sind Millionen unschuldiger Menschen und oft ganze Völker Opfer des russischen Terrors, der Aggression und der Gewalt geworden. Der derzeitige genozidale Krieg gegen das ukrainische Volk ist lediglich eine Fortsetzung der blutigen Politik, die Russland seit Jahrhunderten gegen andere Völker und Staaten betreibt. Im Zuge der Oktoberrevolution 1917 forderte Russland Gott und Gottes Wahrheit heraus, indem es den Atheismus zu seiner Grundideologie erklärte. Seitdem ist Russland zu einem Instrument des Bösen und des Todes geworden – sowohl für seine eigenen Bürger als auch für andere Völker und Länder. Militanter Atheismus führt immer und unvermeidlich zu einer militanten Politik gegen den Menschen und die gesamte Menschheit.
In Vorwegnahme dieser dramatischen Wende in der Weltgeschichte gab der Himmel der Menschheit ein starkes Signal der Warnung und Ermahnung. In ihren Offenbarungen in der Nähe des portugiesischen Dorfes Fatima im Mai–Oktober 1917 rief die Heilige Jungfrau Maria durch arme Hirtenkinder die gesamte gläubige Welt zum Gebet und zur Buße für die Bekehrung Russlands auf. „Wenn meine Bitten erhört werden“, versicherte sie, „wird Russland sich bekehren und es wird Frieden geben. Andernfalls wird es seine Irrtümer in der ganzen Welt verbreiten und Kriege und Verfolgungen der Kirche verursachen. Gute Menschen werden zu Märtyrern werden, der Heilige Vater wird viel leiden, verschiedene Völker werden vernichtet werden.“
Leider ist es der Menschheit nicht gelungen, das schreckliche Szenario der von der Muttergottes vorhergesagten Ereignisse zu vermeiden. Die mehr als 70-jährige Herrschaft des kommunistischen Regimes brachte der Menschheit unzählige Leiden und Millionen unschuldiger Opfer. Und selbst die kurze Zeit der Freiheit, die mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums des Bösen verbunden war, wurde für die Russen nicht zum Beginn einer spirituellen und gesellschaftspolitischen Erneuerung. Im Gegenteil: Die Mächte der Finsternis erholten sich schnell und bemächtigten sich erneut der Seele dieses Volkes, vergifteten sie mit Neid und Hass und führten sie auf den zerstörerischen Weg aggressiver Handlungen.
Und selbst die Weihe Russlands (zusammen mit der Ukraine) an das Unbefleckte Herz Mariens, die am 25. März 2022 (genau 38 Jahre nach der Weihe durch den heiligen Johannes Paul II. am 25. März 1984) auf weltweiter Ebene vollzogen wurde, führte nicht zu einer radikalen Bekehrung Russlands, das Herz dieses Volkes blieb weiterhin unter der Herrschaft der dunklen Mächte der Sünde, des Hasses und des Todes. In seinem Weiheakt im Jahr 1984 hat der heilige Johannes Paul II. zu Recht bemerkt: „Die Kraft dieser Weihe währt zu allen Zeiten und umfasst alle Menschen, Völker und Nationen und überwindet jedes Übel, das der Geist der Finsternis im Herzen des Menschen und in seiner Geschichte zu wecken vermag und das er in unserer Zeit tatsächlich schon geweckt hat.“ (Akt der Weihe der Menschen und Völker an die Muttergottes, Rom, 25.03.1984)
Wir Ukrainer haben im vergangenen Jahrhundert die Folgen dieses „Geistes der Finsternis“ gespürt, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts in den Herzen des russischen Volkes wiedererwacht ist, und spüren sie auch heute noch. Deshalb bleibt für uns, wie für die ganze Welt, der Aufruf der Muttergottes weiterhin aktuell: für die Bekehrung Russlands zu beten und Buße zu tun, um die Gnade Gottes wirksam werden zu lassen, die allein in der Lage ist, das menschliche Herz zu verändern und das Schicksal des Volkes auf den Weg der Umkehr, der Vergebung und der spirituellen Reinigung zu führen.
In unserem aufrichtigen Gebet für die Bekehrung Russlands soll sich unsere christliche Sichtweise auf die Ursachen des Krieges und auf die Art und Weise ihrer wirksamen und dauerhaften Überwindung widerspiegeln. Leider müssen wir zugeben, dass zu diesem Thema viel zu wenig gesagt und offenbar noch weniger getan wird. Über Jahrzehnte hinweg fehlte es selbst in kirchlichen Kreisen oft an Klarheit und Mut in den Äußerungen, um das Böse beim Namen zu nennen und ausdrücklich zum Gebet für die Bekehrung Russlands aufzurufen, wie es die Muttergottes gefordert hatte. Heute ist es an der Zeit, in voller Wahrheit und in kindlichem Vertrauen auf das Versprechen unserer himmlischen Mutter, der Königin des Friedens, zu handeln.
Denn nur so können wir nicht nur unserem Volk als dem Opfer ungerechter Aggression mit Mitgefühl begegnen, es verteidigen und in seinem mutigen Kampf um Freiheit unterstützen, sondern auch – indem wir auf Gottes Kraft vertrauen – die Aggression und Grausamkeit der russischen Besatzer an ihrer Wurzel bekämpfen und den Feind seiner Fähigkeit berauben, Böses und Tod zu erzeugen und zu verbreiten. Andernfalls wird die Zahl der Opfer täglich weiter steigen und unsere menschlichen Kräfte werden sich in diesem ungleichen Kampf immer mehr erschöpfen.
Unser Herr Jesus lehrt uns in der Bergpredigt, das Böse und die feindlichen Mächte mit der Kraft der Liebe Gottes zu überwinden, indem er uns auffordert: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet“ (Mt 5,44–45). So wie der Herr nicht den Tod des Sünders will, sondern nur seine Bekehrung und sein Leben (vgl. Ez 33,11), so wollen auch wir nicht den Tod unserer Feinde, sondern vielmehr ihre Umkehr und Bekehrung zum Heil. Andernfalls wird selbst der Zusammenbruch dieses letzten Imperiums in Europa keine echte Überwindung des Bösen bedeuten, sondern nur seine Zersplitterung in kleinere Teile, die weiterhin das höllische Potenzial von Zerstörung und Tod in sich tragen werden.
Solange das menschliche Herz in der Finsternis der Sünde, der Verbitterung und des Hasses verharrt, kann weder der einzelne Mensch noch das Volk Frieden finden und weder für seinen Nächsten noch für seine weitere Umgebung zur Quelle der Sicherheit werden.
Die Heilige Jungfrau ruft uns zu aufrichtigem und ausdauerndem Gebet für die Bekehrung Russlands auf und gibt uns gleichzeitig ihr Versprechen: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Dieses Unbefleckte Herz soll nicht nur in der Brust der Muttergottes schlagen – auch unsere eigenen Herzen sind dazu berufen, ein Ort der Lauterkeit, der Wahrheit und der Liebe Gottes zu werden. Dann werden auch wir zu treuen Mitarbeitern Gottes und der Heiligen Jungfrau Maria und wirken daran mit, den unvermeidlichen Triumph des Lichts über die Finsternis, der Wahrheit über die Lüge, des Lebens über den Tod herbeizuführen.
Um unseren Überlegungen eine konkrete und praktische Dimension zu verleihen, rufe ich euch alle, liebe Brüder und Schwestern in Christus, auf:
- inständig weiterhin zu beten – privat und gemeinsam – für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt sowie für die Bekehrung Russlands;
- möglichst täglich den Rosenkranz zu beten oder an Online-Andachten (Jesusgebet, Moleben usw.) in diesen Anliegen teilzunehmen.
- Um dem Aufruf der Muttergottes in Fatima nachzukommen, beauftrage ich die Seelsorger, ab Oktober 2025 an jedem 13. des Monats gemeinsame Gebete und Gottesdienste in der Kirche für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt sowie für die Bekehrung Russlands zu gestalten.
Bleiben wir standhaft im Gebet, in den Werken der Buße und der christlichen Liebe, damit wir Zeugen des unvermeidlichen Triumphs der Wahrheit, Gerechtigkeit, des Friedens und des Lebens Gottes in der Geschichte unseres Volkes werden!
Möge durch die Fürbitten der Heiligen Jungfrau Maria alle Finsternis der Sünde, des Hasses, der Aggression und des Todes aus unseren Herzen und aus unserem Land zurückweichen!
Möge der lebensspendende Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, auf euch und das gesamte ukrainische Volk herabkommen!
+ Bohdan
Apostolischer Exarch
Gegeben in München,
in der Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria und des Heiligen Andreas,
am 24. September 2025, dem Gedenktag der Heiligen Märtyrerin und der Apostelgleichen Thekla.